Haferdrink und Co.

Die ganze Debatte um die Bezeichnung „Hafermilch“ habe ich für lächerlich gehalten. Die Menschen, die so eine komplizierte Sprache wie Deutsch beherrschen, können sich nicht so dumm anstellen. Aber auf der Verpackung in meinem Kühlschrank steht nun tatsächlich „Haferdrink“ drauf. So ungewohnt. Klar, ich werde mich umgewöhnen. Doch sollte man, wenn man schon dabei ist, auch das Tachometer, das keine Maßeinheit ist, das Fruchfleisch, das kein Fleisch ist und oft auch von keiner Frucht stammt, das Jochbein, das kein Bein ist, der Durchmesser, das weder ein Besteck noch ein Messgerät ist, verbraucherfreundlich umbenennen? Und was macht man dann mit der Stadt Troisdorf, in der wir auf dem Weg nach Aachen umgestiegen sind? Ist es auch eine Verbrauchertäuschung?

Stromausfall und Kürbisernte 2023

Heute gab es in Südhessen einen Stromausfall und unsere Stadt war betroffen. Mein Mann und ich waren gerade im Haushaltsgerätegeschäft als die Lichter ausgingen. Auf dem Nachhauseweg haben wir die Hauptstraße so voll wie nur selten erlebt, keine Beratung im Reisebüro ohne PC, kein Fingernägellackieren im Nagelstudio ohne die Tischlampe, kein Produkt ohne die Strom betriebene Kasse… weder beim Bäcker noch im Buchladen noch im Supermarkt. Aber zwei Kugeln Speiseeis haben wir bekommen. Als wir wieder Zuhause waren, haben wir erstmal in Ruhe alle Kürbisse geerntet, an dem dass die Waschmaschine mitten im Waschgang vom Stromausfall erwischt wurde, war ja nichts zu ändern. In der Wohnung habe ich die Kürbisse gewogen. Fast anderthalb Kilo. Das finde ich schön!

Der Stromausfall dauerte nicht mal eine ganze Stunde. Die Ursache ist noch nicht klar.

Heinzelmännchen

Es war schon seit einer Weile klar, dass wir umziehen werden. Und ich wollte auf keinen Fall mitten im Semester, mitten in einer Klausuren- oder einer Prüfungsphase umziehen müssen. Ferienzeit schien mir dafür besser geeignet… Puh! Wie töricht von mir! In den Ferien haben nämlich auch ganz viele Handwerker Urlaub. Aber wir haben trotzdem ein Malerbetrieb gefunden, das bereit war, uns sehr sehr sehr kurzfristig zu helfen. Mir wurde gesagt, dass unser Auftrag noch irgendwie dazwischen gequetscht wird. Nur arbeiten die Maler wie Heinzelmännchen. Schwupps! Die Tapete in einem Zimmer ist weg. Schwupps! Die Tapete in den anderen beiden Zimmern ist weg! Gestern Nachmittag habe ich die Maler aber doch persönlich getroffen, sie waren dabei die Wände zu tapezieren. Also doch keine Heinzelmännchen!


Nachtrag: Am 01. August waren die Maler mit ihrer Arbeit fertig und es ist toll geworden:

„Legen Sie das Geld in diese Tasche“

2018 habe ich mir eine Sprachlern-App installiert und habe damit Französisch, dann auch Englisch gelernt. Jetzt kann ich zwar in vier Sprachen (wenn ich Deutsch und Russisch dazurechne) „Ich sehe eine lila Kuh“ oder „Legen Sie das Geld in diese Tasche“ sagen und schreiben, aber einer Unterhaltung folgen geschweige denn selbst eine richtige Unterhaltung auf Französisch oder Englisch führen kann ich nach vier Jahren immer noch nicht.

Habe ich mich vielleicht zu blöd angestellt? Wer weiß. Vielleicht ist dieses Lerntool einfach nichts für mich? Kann auch sein.

Fazit:

  1. Mein Wortschatz ist durch diese App NICHT so groß geworden, dass ich Artikel in „Écoute“ oder „Spotlight“ problemlos lesen kann.
  2. Meine Sprachkenntnisse reichen trotz dieser App NICHT aus, um einem Menschen, dessen Geldschein vom Fahrkartenautomaten „geschluckt“ wurde, zu erklären, dass sich die DB-Information „Treppe hoch und dann links“ befindet.
  3. Ich kann Lückentexte auf Englisch und Französisch so gut ausfüllen, dass ich in den Einstufungstests nicht mehr als Anfänger eingestuft werde.

Hinterher ist frau immer schlauer: ein Sprachkurs mit echten Menschen hätte mehr gebracht!

Stimm- und Sprachtraining

Am Donnerstag und Freitag habe ich an einer Fortbildung teilgenommen, die von der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle der TU Darmstadt angeboten wurde. Es ist ein Stimm- und Sprachtraining. Die Kursleiterin und die anderen Teilnehmer sind so nett. Und nachdem wir am Donnerstag die Theorie und einige wichtige Übungen gelernt haben, sollten wir am Freitag Vormittag in einem Hörsaal üben. Einige Teilnehmer hatten kein Problem damit, vorne im Hörsaal hinter dem Sprecherpult zu stehen. Ich gehörte nicht zu ihnen. Sogar im Gegenteil. Ich war so gestresst, dass mein Herzschlag bei 150 Schläge pro Minute lag.

Hauptgebäude_der_TU_Darmstadt

Morgen Nachmittag findet der letzte Teil der Fortbildung statt. Online. Da in den letzten Jahren viel online läuft, wird es gut sein, zu erfahren wie ich meine Stimme auch online wirkungsvoll einsetzen kann.

Eine Rückkehr? Jain.

Kann sich noch jemand an meinen letzten Beitrag erinnern? Das ist knapp 19 Wochen her. Es war zu Ostern. Während in vielen Bildungseinrichtungen in Deutschland die verlängerten Ferien waren, wurden bei mir auf Arbeit die Osterferien kurzerhand abgeschafft, also musste alles, was für gewöhnlich in den Ferien nach- und vorbereitet wurde, irgendwo dazwischen geschoben, nachts oder am Wochenende erledigt werden. Die Grenze zwischen Arbeitsleben und Privatleben verschwamm. Von früh bis spät in die Nacht, oft auch am Wochenende saßen mein Mann und ich im Homeoffice die meiste Zeit einander gegenüber, sahen uns über unsere Rücken an Rücken stehenden Bildschirme und arbeiteten. Die meiste Zeit? :-) wenn die Videokonferenzen von meinem Mann auf die selben Zeiten fielen, als ich per Videokonferenz unterrichtete, wich er mit seinem Laptop in die Küche aus. Wir haben eine Routine entwickelt, zu der die Gartenpflege und auch ein täglicher Abendspaziergang gehörten. Als das Semester für mich zu Ende war, war ich mit meinen 222 Überstunden in 18 Wochen mehr als urlaubsreif. Mein Mann hat seine Überstunden schon gar nicht mehr gezählt… Und so total ausgelaugt und mit den Nerven am Ende stürzten wir uns kopfüber in unseren zweiwöchigen Urlaub. Und was soll ich sagen? In der zweiten Woche habe ich noch kaum an die Arbeit gedacht. Zwar kann von Tiefenentspannung keine Rede sein, aber ich fühle mich gut erholt.

Wie wird es aber hier, auf meiner Chaosinsel, weiter laufen? Ich weiß es nicht. In einer Woche beginnt der Unterricht, noch habe ich keine Vorstellung davon wie es in der Praxis aussehen wird, weil schon die Theorie so verrückt klingt: Erste Stunde – online-Unterricht per Videokonferenz, Pause, zweite Stunde – Präsenzunterricht mit einer auf zwei Räume geteilten Klasse usw. Und in der Woche darauf wird getauscht, dh. zuerst Präsenz Unterricht in zwei Räumen gleichzeitig und danach Videokonferenzunterricht. Um die zwei Räume digital miteinander zu verbinden, haben zwei Kollegen und ich in den Ferien Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, eine Möglichkeit nach der anderen ausprobiert, meine Kollegin hat sogar ihre ganze Familie eingespannt, mal hat uns ihr Mann, mal ihr erwachsener Sohn mit der Technik geholfen, aber es klappte nichts. Und so bleibt uns doch nichts anderes übrig, es so zu machen wie meine Vorgesetzte es von Anfang an gesagt hatte: “ Ich würde an eurer Stelle einfach alle 10 Minuten von einem Raum in den anderen gehen.“ In den anderen Einrichtungen wurde das schon in den Wochen vor den Sommerferien der unterrichtsfreie Zeit so gemacht, während wir noch den kompletten Unterricht per Videokonferenz gemacht hatten. Somit wird auch dieses Semester (nur eben auf seine besondere Art) spannend und ich kann nicht voraussagen, ob ich zum posten kommen werde oder nicht. Wenn ja, würde ich euch unsere Gartenschätze samt Tomatenernte und die Orte in Hessen zeigen, die mein Mann und ich für uns im Urlaub entdeckt haben. Wart ihr schon mal zum Beispiel in Seligenstadt?

Heilende Wirkung

Vor einer Woche wurde ich an den Nebenhöhlen und der Nasenscheidewand operiert. Davor wollte ich so viel für die Arbeit und Zuhause erledigen wie möglich, also war kein einziger Post mehr zustande gekommen, obwohl es vieles zu erzählen gibt.

Für die Ärzte war meine OP und meine Wiederherstellung danach trotz der furchtbaren Hitze wie nach Lehrbuch verlaufen. Für mich ist es zwar beruhigend, aber meine Kraft habe ich noch nicht zu 100% zurück.

Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich „meine Ecke“ brauche, wenn es mir nicht so gut geht. Seine heilende Wirkung ist nicht zu verachten. Hierher flüchte ich immer, wenn es mich wieder schlimm erwischt.

2018-07-31-krankenhauszimmer

Diesmal hat man mir mein Sofa zum Gesundwerden verweigert. Ich musste im Krankenhaus bleiben. Aber mein Mann war jeden Tag für mich da. Wir konnten nicht viel reden, weil mir beim Reden schnell die Puste ausging.  Doch allein, dass er da war, von unserem Garten erzählte oder einfach an mein Kissen gelehnt sein Buch las, hat mir Kraft gegeben, die ich selbst nicht habe.

Mittlerweile bin ich wieder zuhause auf meinem Sofa. Bald bin ich auch wieder auf den Beinen!