Seit 24 Tagen habe ich nicht mehr ferngeschaut. Meine Erfahrungen habe ich alle paar Tage aufgeschrieben. Da die Hälfte meiner mir selbst auferlegten Fastenzeit rum ist, möchte ich euch von der ersten Halbzeit erzählen:

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Tag 3: Ich bin erstaunt, dass es mir doch nicht so schwer fällt, aufs Fernsehen zu verzichten. Entzugserscheinungen? Fehlanzeige!

Tag 7: Eigentlich schlafe ich immer traumlos bzw. ich habe nie das Gefühl in der Nacht etwas geträumt zu haben. Nun hat sich das geändert. Ich träume viel, bunte und abenteuerliche Sachen. Heute habe ich von einer Schulfreundin geträumt, die ich seit etwa zwanzig Jahren nicht gesehen habe.

Tag 10: Ich bin so stolz auf mich, dass ich das so lange durchgehalten habe. Am schwersten ist die erste Stunde zuhause nach der Arbeit. Am liebsten würde ich mich ja aufs Sofa setzen, kurz abschalten und mich ausruhen, während ich mir irgendeine Reportage oder Aufnahme anschaue (eigentlich höre ich ja mehr hin als dass ich schaue).

Tag 13: Da ich das Wohnzimmer zur Zeit nur betrete, um Blumen zu gießen, habe ich schon seit dreizehn Tagen meine Stricknadeln nicht angefasst. Meine Vorstellung, ohne Fernseher mehr Zeit für mich zu haben, ist wie eine Seifenblase geplatzt. Ich tue jetzt viel mehr für die Arbeit und komme selbst zu kurz. Irgendwie frustrierend. Das muss sich ändern.

Tag 17: Die letzten drei Tage brauchte ich den Fernseher mehr denn je, um den Kopf frei zu bekommen. Aber nichts da. Ein Spaziergang zum Bücherkasten und ein Gang in den Baumarkt haben das auch geschafft, mich auf andere Gedanke zu bringen. Aber heute plagen mich Zahnschmerzen und fürs im Selbstmitleid Suhlen auf dem Sofa vor dem Fernseher finde ich keinen richtigen Ersatz, also schiebe ich den Selbstmitleid zur Seite und arbeite, zur Ablenkung.

Tag 20: Heute ist es ganz schwer. Am Vormittag haben wir bei der Aktion des Verkehrs- und Verschönerungsvereins „Sauberhaftes Langen“ teilgenommen, anschließend haben wir im Baumarkt Rindenmulch, Dünger und Pflanzenerde mit unserem Fahrradanhänger geholt. Wieder zuhause wurden noch Blaubeermuffins gebacken und jetzt habe ich so richtig Lust fernzuschauen. Der TV-Browser zeigt an, dass in Kürze eine Backsendung beginnt… Bleibe ich stark? Klar. Auch wenn das schwerer als sonst ist.

Tag 22: Vielleicht bin ich einfach über den Berg und hänge gar nicht mehr am Fernsehen, aber heute hat mir das kein einziges Mal gefehlt. Es war viel zu tun, ich habe nebenbei ein Hörbuch gehört und mir ging’s gut dabei.

Tag 24: Okay, das Hörbuch geht mir ab und zu auch schon auf die Nerven, aber nur wenn ich beim Zuhören meinen eigenen Gedanken nicht nachgehen kann. Heute bin ich sehr viel meinen eigenen Gedanken nachgegangen und habe kein Radio und kein Hörbuch gehört. Es fühlt sich komisch und zugleich befreiend an, nicht zu wissen, was in der Welt passiert ist. Irgendwie ist meine Welt heute auf mein Zuhause und meine Arbeit zusammengeschrumpft und ich bin mit noch mehr Herz bei allem dabei… Das Fernsehen fehlt mir in der Woche überhaupt nicht.

9 Gedanken zu “7 Wochen ohne TV – Halbzeit

  1. Also bei Tag 13 musste ich grinsen. Schon eine gewisse Ironie. Aber wie schön Tag 24 zu lesen, das kann ich mir kaum vorstellen. Ich bin der festen Überzeugung fernsehsüchtig zu sein. Deswegen habe ich beim Aufbau unseres Haushaltes darauf bestanden nur Fernseher und DVD-Player einzurichten, kein Fernsehanschluss. Nach der Geburt des ersten Kindes musste ich nach und nach das Fernsehen ausschließlich auf Abends verschieben. Allerdings höre ich den ganzen Tag Radio, naja so gut wie, auch viel Musik (meistens Opern, mein Mann hat mich angesteckt). Hörbücher und Bücher sind sonst auch meine Alternativen… ich bin echt gespannt auf deinen zweiten Halbzeitbericht! Liebe Grüße, Raphaele

  2. Bewundernswert, dass Du das durchgehalten hast. Ich schaue nur abends fern, wenn überhaupt. Zur Zeit ist gerad zu viel los, um täglich darein zu glotzen. Auch lese ich seit einiger Zeit wieder mehr Bücher und lerne Englisch, allerdings online. Dafür sitze ich dann am Laptop.
    Viele liebe Grüße, Synnöve

    1. Liebe Synnöve, ich konnte es mir früher gar nicht vorstellen, dass ich das kann, aber gelesen habe ich vorher mehr… diese Entwicklung bleibt mir rätselhaft.
      Liebe Grüße
      Natalia

  3. Was für eine tolle Aktion. Ich bin ein bekennender Serienjunkie, allerdings gucke ich so gut wie kein „öffentliches“ oder frei empfangbares TV-Programm, sondern gezielt nur bestimmte Serien auf Abruf. Da mein Mann und ich alle Serien gemeinsam gucken, ist das unsere Paar-Zeit und ein bisschen wie früher ins Kino gehen. Wir genießen diese Stunde alle paar Tage sehr. Der „normale“ Fernseher läuft relativ selten, ok, montags, da gucken wir – ganz nostalgisch – „Inspector Barnaby“, weil das Drumherum dort – trotz aller „Morde“ so idyllisch wirkt. :-)
    Viele Grüße von Anni

    1. Liebe Anni,
      erinnere mich bitte bloß nicht an „Barnaby“, sonst werde ich noch rückfällig *lach* und ich habe ja noch ganze 17 Tage vor mir.
      Liebe Grüße
      Natalia

      1. Ochhhh, da brauchst du keine Panik haben, der läuft ja auf Endlosschleife und ist immer wieder und egal wann sehenswert. ;-) Und du weißt doch, Vorfreude ist die schönste Freude! ♥

  4. Nachdem ich in der vorletzten Wohnung zwei Jahre brauchte, bevor ich den Fernseher eingesteckt habe… und in der letzten Wohnung überhaupt nicht dazu gekommen bin… habe ich mir im Haus nicht mal einen Anschluss reingelegt.
    Wüsste gar nicht, wozu ich fernsehen bräuchte… (nee, wir streamen auch nicht)

  5. Liebe Natalia,
    Fernsehen brauche ich quasi nicht – hier läuft der Fernseher
    nur mal am Sonnabend zum Fußball für die Männer.
    Dafür bin ich umso mehr am Rechner.
    Da hätte ich dann bestimmt Entzugserscheinungen :-)
    LG Urte

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