Hessen: Rembrandt im Städel

Die Zeit rinnt wie Sand durch meine Finger und es ist schon Wochen her, dass ich etwas gepostet habe, dabei bin ich nicht untätig. Berufsmäßig mache ich zweimal im Jahr „Abitur“, nur ohne die lästige Sorge, ob ich es schaffe oder nicht. Heute bin ich mit den Korrekturen der schriftlichen Prüfungen fertig geworden und habe eine Verschnaufpause bis Freitag.

Meine letzte Verschnaufpause, das Wochenende direkt vor den Prüfungen, habe ich mich mit einer Freundin getroffen, wir haben zusammen gefrühstückt und waren in der Rembrandt-Ausstellung im Städel in Frankfurt am Main. Es war ein schönes Treffen.

Wenn ihr hingehen wollt, dann hört euch den Audio-Guide schon vorher an. Wenn ihr da seid, dann geht nicht zu nahe an die Bilder ran, das erspart euch böse Blicke und schont die Nerven der Museumsmitarbeiter. Achtet auf die einzelnen Pinselstriche.

Schaut euch nicht die Halskrause von Maertgen van Bilderbeecq, sondern ihr Gesicht an. Wer von euch würde ihr Photoshop statt Rembrandt empfehlen? Aber das Bild ist so wie es ist, so unverblümt, so echt, so realistisch. Und jetzt stellt euch vor, ihr Ehemann wollte dieses Bild so haben, wie es ist. Ohne Photoshop. Ohne Retusche. Er wollte, dass seine Gäste dieses Bild sehen. Auf mich macht es den Eindruck, dass er seine Frau geschätzt hatte. Sagt es nicht etwas über die damalige Zeit aus?

Wenn ihr vor dem Bild „Die Blendung des Simsons“ steht, dann schaut euch die Schere in Delilahs Rechten an. Habt ihr eine Vorstellung davon, wie die Scheren in den „biblischen“ Zeiten ausgesehen haben? Schaut euch auch die Schuhe von Andries de Graeff. Achtet auf die Falten auf den Kleidern auf dem „Gruppenbildnis der Regentessen und Aufseherinnen des Amsterdamer Spinhuis“ von Dirck Santvoort. Gesehen? Als ob die Kleider eben aus der Kiste herausgeholt worden! Ich würde mein Kleid bügeln, bevor ich mich so aufwendig malen lassen würde… Aber hätte ich es zu der damaligen Zeit auch gebügelt? Was hat die Menschen früher bewegt, wie haben die Maler und die Gemalten getickt, dass die Bilder so geworden sind, wie sie sind?